22. Arbeitseinsatz am Fennpfuhl ist Geschichte

Ich hatte zwar schon eine kleine Auswertung hier eingestellt. Diese lösche ich jetzt wieder. Warum? Weil der Hauptorganisator, Rainer Bosse, einen ausführlichen Artikel geschrieben hat. Mit seiner Erlaubnis übernehmen wir hier den Artikel.

Am Anfang stand eine Mail, geschrieben am 18. Mai 2021 an einen passionierten Tau-cher. Anlass ist das Jubiläum 50 Jahre Fennpfuhl und die Idee, nach 2010 und 2016
im Jubiläumsjahr 2022 die dritte Aktion „Sauberer Fennpfuhl“ zu starten. Die Antwort
kommt als Geburtstagsgeschenk am 30. Mai mitten in der Nacht. Darin steht sinngemäß: “… bin eben zurück vom Tauchen im Roten Meer, habe herzlich gelacht, denn wir sind, nun ja es gibt uns noch, nicht die kleinen, aber immer noch die Jungen Tauchpioniere und“ – das ist die eigentliche Botschaft – „wir können auch wieder bei Euch tauchen“. Ich kenne den Mann und weiß, das ist eine definitive Zusage, um die Details können wir uns später gemeinsam kümmern.

Als Ende Oktober 2021 das Projekt„ 50 Jahre Fennpfuhl 2022 – ein Stadtteiljubiläum gestaltet von und für alle Einwohner*innen“ beim Bezirksamt Lichtenberg und der
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingereicht wird, um über die Ausschreibung „Stärkung Berliner Großsiedlungen“ Fördermittel zu erhalten, „taucht“ darin auch ganz selbstverständlich die „Aktion Sauberer Fennpfuhl“ als ein Highlight auf. Eben ein Mann, ein Wort.
Das Land Berlin und seine Bezirke sind zu dieser Zeit mit der Neukonstituierung des Abgeordnetenhauses und der Bezirksverordnetenversammlungen beschäftigt und der
Haushalt für die Jahre 2022/23 steht noch nicht auf deren Tagesordnung. Später soll das für alle und auch für das Jubiläum „50 Jahre Fennpfuhl“ zum Problem werden. Denn, ohne Haushalt keine Fördermittel, ohne bewilligte Zuwendung keine Aktionen, keine Vertragsabschlüsse obwohl das Jubiläumsjahr längst begonnen hat. So sind die Vorschriften. Aber, ein Mann ein Wort, an der Vorbereitung der Tauchaktion wird trotzdem gearbeitet.

Zuerst steht der Termin fest, dann die Zusage für den benötigten Container, der wie in den Jahren zuvor den Sperrmüll aufnehmen soll. Das Förderprojekt ist bewilligt und die Finanzierung der Aktion damit schon mal theoretisch gesichert. Loslegen mit Werbung und Vertragsabschlüssen? Keine Chance. Aber: Ein Mann ein Wort, sie wissen schon.

Dann wird über Brötchen, Wurst und Käse, Limo und Bier, Stellplätze für PKW, auch die nächste Toilette, das zu erwartende Mistwetter und all die anderen Details der Tauchaktion gemailt. Das Land Berlin ist derweil noch in der Haushaltswirtschaft gefangen und erstarrt. Am Haushalt wurde zwar „heftig“ gearbeitet, aber beschlossen ist er noch immer nicht. Plötzlich spielt das Wort Sondergenehmigung eine Rolle.

Wofür zum Teufel und warum erst jetzt? Die Aktion steht seit Oktober im Programm,
das sogar für fördermittelwürdig erklärt wurde. Ruhe bewahren, denn: Ein Mann ein
Wort. Er weiß inzwischen wie viele Taucher und woher sie kommen, dass ein Arzt mit Sauerstoff und Defibrillator dabei ist, die Fourage geklärt und eine verständliche Anfahrtsskizze „an Alle“ verteilt wurde. Dzu ein Mann ein Wort – was eine Vereinbarung ist – auch ein zweiter Mann gehört, sei hier gesagt, dass auch da bis zum Werk-zeug, den rollenden Japanern, Greifern und einem Pollerschlüssel alles bereit ist, wobei eine zierliche blonde Frau aus dem Parkrevier heftig geholfen „Hatt“.

Am 23. Juni, obwohl schon wieder von Verschiebung die Rede war, fasst sich das Abgeordnetenhaus ein Herz und beschließt den Landeshaushalt. Fast unbemerkt von den Aktiven der Aktion „Sauberer Fennpfuhl“ über all den noch zu lösenden Details.

Kaum 48 Stunden später versammeln sich 53 Tauchende, Bürgervereinte und Parklaufende vereint mit Putzteufeln und kleinen Programmierern, Wahlkreisbüromitarbeiter*innen, Fledermausfreund*innen, sowie Erlebnis- und Umweltmobilfahrerinnen am Ufer des Fennpfuhlsees. 9.35 mit sage und schreibe nur 5 Minuten Verspätung startet die Aktion „Sauberer Fennpfuhl“ mit einem Wortspiel. „Wir wissen nicht, ob viel im See liegt, wenn nein, dann ist es gut für den See, wenn ja, dann wäre es schlecht für den See, aber da wir da sind, um alles raus zu holen, wird am Ende alles gut für den See.“ Vier Stunden später steht fest, dass kein einziger der zahlreich erwarteten E-Roller, kein Fahrrad und kein Einkaufswagen an Land gezogen werden musste. Gut für den See. Schlecht dagegen, dass wieder ein SUV-Reifen, eine zum „Röhren und Posen“ offenbar doch ungeeignete Auspuffanlage und eine größere dreistellige Zahl Flaschen geborgen werden mussten. Auch gefunden: 1 Beutel mit Schmuck, ca, 1100 Gramm schwer, stinkend und ganz sicher Diebesgut, ein ausgewaidetes Notebook und wegen zu geringer Lärmentwicklung wütend versenkte Lautsprecherboxen.  Zu Tage gefördert von Männern, die gut 3 Stunden im Wasser waren und dabei durch bis zu 30 Zentimeter tiefen Faulschlamm waten mussten. Sie haben alle Uferbereiche abgelaufen, die Bauwerke auf ihren Zustand untersucht und die vom Bürgerverein gewünschten Wasserproben gezogen. Vor Ort von Parkbesuchern und im Internet gab es dafür vielfach Dank und Anerkennung. Beides gebührt auch den Putzengeln vom Fennpfuhl und den Helfern an Land, die den Transport der Gewässerfunde zum Container übernahmen, die Wiesen von Picknickresten befreiten und frischen Baumschnitt transportfertig in Container verluden. Das Erlebnis- und Umweltmobil des Vereins „Kein Abseits e.V.“ bot Informationen und Beschäftigung für Kinder zu Umweltthemen. Schüler*innen des Oberstufenzentrums für Umwelt und Natur „Peter Lenné“ Steglitz-Zehlendorf stellten ihre selbstgebauten Fledermauskästen vor, die anschließend mit Unterstützung des THW sogar noch im Park angebracht werden konnten. Keineswegs umsonst, denn ihre Ortungs- und Bestimmungsaktion vom Wochenanfang erbrachte dank der Unterstützung durch das Institut für Zoo- und Wildtierforschung den Nachweis von Zwergfledermäusen im Fennpfuhlpark.

Am Ende eines heißen Junisonnabends stand die Projektidee „ein Stadtteiljubiläum
von und für alle Einwohner*innen gestaltet“ nicht nur auf dem Papier, sondern insgesamt 62 Bürger*innen hatten sie zum Nutzen des Parkes praktisch verwirklicht.

Der Bürgerverein Fennpfuhl e.V. bedankt sich bei allen Teilnehmenden sehr herzlich. Das gilt insbesondere auch für die Unterstützung durch die Stadtteilkoordinatorin Frau Tina Messerschmidt und die tatkräftige Mitarbeit von Bezirksstadtrat Martin Schaefer am Aktionstag.
Mit Freude hat der Verein die bei Eröffnung der Aktion bekannt gegebene Entscheidung des Bezirksamtes zur Kenntnis genommen, dass der Lichtenberger Umweltpreis 2022 den vom Bürgerverein unterstützten Kleinen Programmierer zuerkannt wurde.

Fachliche Ergebnisse der Aktion

Die Ein- und Auslassbauwerke des Fennpfuhlsees wurden durch Mitglieder des Vereins „Junge Tauchpioniere Berlin“ e.V. in Augenschein genommen. Schäden an den Bauwerken sind dabei nicht festgestellt worden. Fragen ergaben sich jedoch dazu, welche Gründe es dafür gibt, dass der äußere Kranz der Fontäne im See nicht in Betrieb ist. Untersucht wurde die vormalige Ankerstelle für Ruderboote. Die „Verankerung“ besteht lediglich aus zwei größeren Formsteinen (Unterbau für Baustellenzäune). Für die Verankerung einer größeren schwimmenden Brutinsel sei das nicht ausreichend. Die vom Bürgerverein erbetenen Wasserproben wurden an fünf vorgegebenen Stellen gezogen. Die Auswertung erfolgte durch den Bürgerverein unter Nutzung eines handelsüblichen Wasseranalysekoffers (Daten als Anlage).

Aufgrund eigener Anschauung der Wasserqualität anderer Berliner Gewässer kamen die eingesetzten Taucher des Vereins Junge Tauchpioniere zu folgender Bewertung der Gewässersituation:

1. Die generelle Wasserqualität ist im Gegensatz zu anderen uns bekannten Gewässern
insgesamt noch nicht als kritisch oder besorgniserregend zu bewerten.
2. Der Zustand des Seebereiches hinter der Brücke ist jedoch gefährdet, da sich eine
erhebliche Menge verfaulenden Laubes am Boden befindet, die nach Einschätzung
der in diesem Teil eingesetzten Taucher eine bis zu 30cm starke Schicht bildet.
Beim Durchwaten steigen Faulschlamm und -gase auf.
3. Ursache dafür ist, dass in diesem Seeteil zum einen die Umwälz- und Belüftungs-
wirkung der Seefontäne nicht zum Tragen kommt und zugleich windbedingt Laub
vorrangig in diesen Seeteil geschwemmt wird.
4. Obwohl von Zeit zu Zeit auftretender Blaualgenbefall bekannt ist, ist nach wie vor
ein Fischbesatz vorhanden, der offenbar für einen dauerhaft ansässigen Reiher eine
ausreichende Futterquelle darstellt.
5. An mehreren Stellen der Seeufer existieren Rattenbaue, die dem Bürgerverein und
dem Bezirksamt jedoch bereits bekannt sind.

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